Mein Freund Helly
und meine Wenigkeit beschlossen schon vor einigen Monaten eine
Session auf einer Schottergrube, der ich schon im Juni einen Besuch
abgestattet hatte. Doch ein paar Tage vor der Abfahrt wurde mein
Freund krank und da es jetzt im Herbst immer kälter wird, sagte er
ab. Schade, aber die gemeinsame Session wird nachgeholt. Nun ja, so
ging es alleine ans Wasser.
Diesmal lag mein
Platz am gegenüber liegenden Ufer vom letzten Mal, diese Seite vom
Teich kannte ich daher noch nicht. Ich entdeckte bei der
Erkundungsfahrt mit dem Boot ein großes Krautfeld, wo ich gleich mal
eine Montage ablegte die anderen Rute legte ich auf Plateaus aus. Ich
fischte nur mit Mais und Kichererbsen, wegen der lästigen Zwergwelse
konnte ich keine Boilies verwenden. Nur an der mittleren Rute fischte
ich mit einem pinken fluo Pop-up am Chod Rig, das ich über einem
Maisteppich präsentierte. Nachdem ich alle Montagen ausgebracht
hatte, begann es wieder heftig zu Regnen – wie schon zuvor beim
Aufbau. -,- Also schnell ins Zelt, wo ich bis in die Nacht den Regen
abwarten musste.
Kurz vor Mitternacht
riss mich ein Vollrun aus dem Tiefschlaf. Es war die Rute, die ich
beim Kraut abgelegt hatte. Ich wollte schon ins Boot steigen, doch
der Karpfen verschwand nicht ins Kraut, sondern schwamm direkt zu
den Ästen unter Wasser. Leider war der Nebel so dicht, dass ich kaum
meine ausgestreckte Hand vor Augen erkennen konnte. So konnte ich
nicht anhand der Schnur sehen, wo der Fisch hinschwamm. Und ich Idiot
war nicht ins Boot gestiegen, was sich als großer Fehler
herausstellte. Denn auf einmal merkte ich, dass der Fisch steckte und
auf einmal riss die Hauptschnur. Ich war in diesem Moment auf
hundertachtzig, doch ich beruhigte mich, ließ die Rute draußen und
legte mich wieder hin. Nach zwei Uhr früh gab es wieder Vollrun. Der
Drill war eine Zeit lang ganz normal, als ich plötzlich merkte, dass
die Spannung weg war. Der Fisch war ausgestiegen. Jetzt war ich echt
nur noch aggressiv und zugleich auch deprimiert.
Am nächsten Morgen
brachte ich alle Montagen neu aus. Als ich gerade die zweite Rute
aufs Rod Pod legte, ging die erste schon ab. Ich konnte es kaum
fassen, die Montage lag gerade mal acht Minuten. Sofort sprang ich
ins Boot, der Fisch steckte im Kraut fest. Doch mit stetigem Druck
konnte ich ihn aus dem Kraut holen und nur kurze Zeit später glitt
er schon in den Kescher. Mann, war ich erleichtert und glücklich!
Jawohl, da lag er, ein schöner Spiegler mit toller Färbung.
Der nächste Run war
am Nachmittag so kurz vor vier. Diesmal musste ich nicht mit dem
Schlauchboot raus und konnte vom Steg aus einen etwas größeren
Spiegler als zuvor keschern. Gleich darauf brachte ich die Rute
erneut aus, dann ging es wieder ans warten.
Eigentlich war es mir
komplett egal, ob jetzt noch etwas beißen würde oder nicht. Mein
Ziel, einen Fisch zu fangen, hatte ich längst erreicht. Ich hatte
mir eigentlich mehr Aktivität auf der Rute mit dem Chod-Rig
erwartet, doch dem war nicht so. Aber ich blieb dabei und ließ die
Rute einfach weiter liegen.
Um halb elf abends,
als ich gerade am Essen war, piepste meine Funkbox erneut. „Jawohl,
so muass des gehn“, dachte ich mir, als ich am Drillen war. Nach
einiger Zeit lag dann ein starker Schuppenkarpfen auf der Matte.
Ich
verzichtete darauf, die Montage neu auszulegen, da ich eh schon
extrem zufrieden war und endlich weiter essen wollte. Die restliche
Nacht war ziemlich eigenartig. Ich hörte vom Zelt aus Karpfen nahe
am Ufer rollen und springen. Die Fische waren also aktiv, meine
Bissanzeiger im Gegensatz dazu so lebhaft wie Steine. Bei denen tat
sich rein gar nichts.
Um halb sechs in der
Früh riss mich die Funkbox aus meinen Träumen. Schlaftrunken
humpelte ich mit nicht einmal ganz angezogenen Schuhen in Richtung
der Ruten. Nach einem ziemlich anstrengenden Drill blickte ich in den
Kescher, worin sich ein ziemlich dicker Schuppler mit richtig breitem
Rücken befand. Als ich den Kescher hoch hob, merkte ich schon, dass
der sicher so in Richtung 19 Kilo geht. Also schnell Fotos gemacht
und die Waage aus dem Zelt geholt.
Als mir die Waage
das Gewicht anzeigte, wollte ich ihr zuerst nicht glauben. Ich wog
den Fisch noch drei Mal, aber die Waage zeigte immer das Gleiche an:
verdammte 23,4 Kilo! Seit zwei Jahren bin auf der Jagd nach einem 20+
Karpfen, seit zwei Jahren lag mein Personal Best bei 19,8 Kilo. Ich
konnte mein Glück kaum fassen, sofort verständigte ich meine
Freunde per Whats App. Dann haute ich mich wieder in den Schlafsack
und versuchte weiter zu schlafen.
Ein paar Stunden
später brachte ich die Ruten wieder neu aus, abgesehen von der, auf
der das Chod-Rig war. Ich war mir sicher, dass hier noch
Fischaktivität auszumachen sein würde.
Es war Mittag und
ich saß auf den Stufen, welche zum Steg führten. Ich beobachtete
das Wasser und die Umgebung. Es war herrlich frei von allen Sorgen
und Problemen zu sein. Das schätze ich besonders am Fischen und vor
allem am Karpfenangeln. Da riss mich der Ton der Funkbox aus meinen
Gedanken. Fallbiss an der mittleren Rute, die mit dem Chod-Rig! Der
Drill gestaltete sich nicht gerade schwer, da der Fisch seine
Fluchtversuche hauptsächlich im Freiwasser unternahm. Nach einem
richtig geilen Drill lag ein fetter Schuppenkarpfen in meiner
Abhakmatte. Schnell noch Fotos gemacht und dann durfte er zurück in
sein Element.
Nun stand ich bei
fünf Fischen. Ich hatte mir beim besten Willen nicht vorstellen
können, dass es so erfolgreich werden würde. Zwei Stunden bevor ich
zusammenpackte, ging noch einmal die linke Rute ab. Der Fisch riss
mir Meter für Meter von der Rolle. „Ui, des is sicher a größerer“,
schoss es mir durch den Kopf, als plötzlich die Spannung weg war.
NEIN!!! Der Fisch war weg und ich war kurz vorm Durchdrehen. Die
Hauptschnur war nämlich gerissen, so etwas ist mir schon Jahre nicht
mehr passiert, aber ja so ist Fischen eben.
Um 5 Uhr trat ich
dann die Heimreise an. Im Großen und Ganzen war das wiedermal eine
grandiose Session auf der Schottergrube.